Also ich liebe ja blau, in allen Variationen. Auch das typisch holländische Delfter Blau Geschirr, denn mein Kaffee schmeckt einfach besser aus einer richtigen Delfter blauen Tasse. Das bekannte blaue Porzellan aus den Niederlanden in der hübschen royal-blauen Farbe, das du überall in den Niederlanden sieht und kaufen kannst, ist ein Geschirr mit Geschichte und hat seinen Ursprung in der hübschen Stadt Delft. In der es übrigens noch viel mehr zu sehen gibt als nur Geschirr! Die blauen Motive haben sich auch bei Souvenirs durchgesetzt, aber pass auf, dies sind keineswegs Originale – sehen aber zugegebenermaßen trotzdem sehr hübsch aus und machen sich hervorragend als Dekoration bei mir zuhause. Holländischer geht’s wohl kaum!
Was ist Delfter Blau (Delfts Blauw)?
Delfter Blau ist eine Fayenceart mit blauem Dekor, die traditionell in Delft hergestellt wird. Es entstand Ende des 16. Jahrhunderts als preiswertere Alternative zum blauen und weißen chinesischen Porzellan. Das Delfter Blau wurde in kurzer Zeit sehr populär und erlebte zwischen 1650 und 1750, als es in Delft Hunderte von Keramikunternehmen gab, seine Blütezeit. Diese Industrie wurde um 1800 durch billigere Töpferwaren aus England aber leider weitgehend verdrängt. Heute gibt es nur noch eine Fabrik in Delft, die in ungebrochener Tradition Delfter Blau produziert. Andere Delfter Töpferwaren sind das mehrfarbige Boerendelfts (Bauerndelft) und das Delfter Weiß.
Herkunft und Geschichte
Im 16. Jahrhundert führten flämische Töpfer die Zinnglasur in den nördlichen Niederlanden ein und ersetzten damit die ältere Bleiglasur. Diese Art der Keramik entstand in Italien im 15. Jahrhundert und ist auch als Majolika bekannt. Am Ende des 16. Jahrhunderts führten die Portugiesen und später die Holländer in den Niederlanden chinesisches Porzellan mit seiner markanten blauen Bemalung ein. Dieses importierte Porzellan war fein und grazil und erlangte sofort große Beliebtheit. Doch nur die Reichen konnten es sich leisten. Die Delfter Majolikatöpfer, die kein echtes Porzellan machen konnten, begannen damit, dieses zu imitieren. Dies geschah zuerst als hellgelbe Töpferei, die mit einer weißen Zinnglasur bedeckt war, in die farbige Dekorationen eingearbeitet wurden.
Durch das Hinzufügen von Mergel konnten die niederländischen Majolikahersteller ihr Produkt verbessern, die Scherben wurde dünner und das Endprodukt wurde nunmehr Fayence genannt. Anfangs brachten die Delfter Töpfer vor allem orientalische Dekors auf ihre Erzeugnisse auf. Später ersetzte man diese Bilder durch typisch niederländische Szenen. Überregional wurde die Delfter Fayence dann als Delfter Blau bekannt. Dies war ein solcher Erfolg, dass es im Jahr 1700 in Delft sogar 33 Töpfereien gab. Allerdings produzierten die Töpfereien nicht nur edle Exponate, sondern auch viele einfache Gebrauchsgegenstände. Jede Werkstatt hatte ihre eigene Marke, die vom Delfter Rat genehmigt werden musste.
Die blaue Farbe stammte zu einem großen Teil aus dem Schwarzwald, wo sie in Farbmühlen aus dem in den Bergbaugruben gewonnenen und später auch importierten Kobalterz hergestellt wurde und mit Flößen über Wasser nach Delft transportiert wurde.
Blütezeit und Niedergang
Berühmt sind die Vasen, Leuchter und vor allem das Geschirr und Wandkacheln. Das erste chinesische Porzellan, das durch die Niederländische Ostindien-Kompanie in die Niederlande importiert wurde, stammte aus der Ming-Dynastie. Das erklärt, warum viele der Delfter Produkte, auch nach dem Ende dieser Dynastie (1644), mit typischen mingartigen oder Wanli-Motiven verziert waren. Aber das Delfter Blau ist mehr als nur eine billige Steingutkopie chinesischen Porzellans. Im 17. Jahrhundert brachten die Keramikmaler von Delft wie Isaac Junius, Frederik van Frytom und Arie de Milde die Qualität ihrer Produkte auf eine noch nie da gewesene Höhe. Ihre Endprodukte sind echte Kunstwerke. Durch neue Mal- und Brenntechniken und die hübschen einheimischen Motive waren sie für immer neue Überraschungen gut.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschwand eine Vielzahl der Unternehmen. Im Jahre 1794 waren nur noch zehn Hersteller übrig. Wegen des Aufkommens billiger, aber hochwertiger englischer Töpferwaren gab es weniger Nachfrage nach Delfter Blau, sodass das niederländische Steingut langsam verdrängt wurde.
Ist Delfter Blau eine Marke?
Die Bezeichnung „Delfter Blau“ ist keine geschützte Marke. Man verwendet sie für alle blauweiß verzierte Keramiken. Und icht alle blauweißen Keramiken sind in Delft entstanden, weisen aber ein ähnliches Erscheinungsbild wie die Delfter Keramiken auf. Viele Keramikhersteller verwenden diesen Namen als Markenzeichen für ihre eigenen Produkte, auch wenn sie selber nicht in Delft produzieren.
Wertvolle Keramik
Es ist nicht ungewöhnlich, dass antike Delfter Keramik für tausende von Euro versteigert wird. Sie ist ein Symbol des nationalen Stolzes der Niederlande. Anhand dieser Keramik lassen sich 400 Jahre niederländischer Geschichte seit dem 17. Jahrhundert (dem sogenannten Goldenen Zeitalter) zurückverfolgen. Gemeinsam mit berühmten Malern wie Rembrandt und Vermeer ist antikes Delfter Blau auch international ein sehr geschätztes Symbol der niederländischen Kunst.
Majestätische Delfter Blaue Vasen
Nach ihrer Heirat mit dem niederländischen Wilhelm von Oranien (der zukünftige Wilhelm III.) kam Queen Mary II. von England 1677 nach Den Haag. Sie verliebte sich schnell in das holländische orientalische Porzellan und bestellte zahlreiche Gefäße und Vasen für ihre niederländischen Paläste von Honselaarsdijk und Het Loo und ihre englische Heimat von Hampton Court. Die berühmtesten Exemplare in ihrer Sammlung waren die „Blumenvasen“ (auch bekannt als Tulpenvasen), die übereinander gesteckt zu einem eindrucksvollen Turm gestapelt wurden. Queen Mary war eine große Blumenliebhaberin und sorgte für die Verbreitung dieser Vasen im englischen und niederländischen Adel.
De Koninklijke Porceleynen Fles – die Heimat des Delfter Blau
In dieser Fabrik wird bis heute noch das Delfter Blau produziert. International nennt die Fabrik sich übrigens Royal Delft. Ein Besuch ist möglich und lohnt sich. Hier entdeckst du alles über die Geschichte, das Handwerk und die Innovation dieses königlichen Betriebs. Schaue den Kunsthandwerkern bei der Arbeit zu. Jedes Stück wird hier nämlich sorgfältig handbemalt.
Handwerker arbeiten hier bereits seit 400 Jahren an der Kreation des ikonischem Delfter Blaus. Royal Delft, 1653 gegründet, ist die letzte verbliebene Keramikfabrik aus dem 17. Jahrhundert. Hier wird das weltberühmte Delfter Blau nach jahrhundertealter Tradition vollständig mit der Hand bemalt.
Mehr Informationen zu Royal Delft und den Besuchsmöglichkeiten findest du hier.
Delft
Kombiniere deinen Besuch der Porzellanfabrik mit einem hübschen Spaziergang durch Delft, einer der hübschesten niederländischen Städte mit seinen kleinen Grachten, Gassen, den vielen Brücken und seiner historischen Architektur.
Delft ist auch der Geburtsort des berühmten Künstlers Vermeer. Es lohnt sich wirklich, hier mal einen Tag herum zu schlentern und neben dem Delfter Blau zum Beispiel auch die Neue Kirche, in der Mitglieder des niederländischen Königshauses ihre letzte Ruhe gefunden haben, und das hübsche Rathaus zu besichtigen. Besteige den Turm der Neuen Kirche und du wirst mit einer atemberaubenden Aussicht über die Stadt belohnt.
Erlebe in Delft auch wie der Meister des Lichts, Johannes Vermeer, seine weltberühmten Gemälde erschuf, die die Menschen bis heute faszinieren.
Oder bemale deine eigene Delfter Keramik in einem der Ateliers in Delft und schaffe deine ganz eigene persönliche Erinnerung an den Besuch der Stadt.
Von unseren Ferienwohnungen aus ist Delft sowohl mit Auto als Zug schnell zu erreichen!