Holocaustmuseum Amsterdam

Sehenswert und beeindruckend: die Ausstellung zur Judenverfolgung in den Niederlanden

Inmitten der pulsierenden Atmosphäre Amsterdams, wo die Geschichte auf Schritt und Tritt spürbar ist, erhebt sich ein Ort des Gedenkens und der Erinnerung: das Nationale Holocaustmuseum. Begleite uns auf einer Reise durch diese bedeutende Museum, das seine Tore geöffnet hat, um die düsteren Kapitel der Vergangenheit aufzudecken und uns zu einem tieferen Verständnis der Menschlichkeit zu führen. Auf dass wir nie vergessen werden…

Hier also jetzt leider keine fröhliche Ferienstimmung oder spannenden Attraktionen, sondern eine interessante und wichtige Ausstellung zum Thema Judenverfolgung und Holocaust. Für die Niederländer wichtige Themen und sehr passend situiert im jüdischen Vierel in Amsterdam. Die Neufassung dieses Museums, eine wichtige Hinzufügung zur Aufbereitung der Geschichte der Juden in Amsterdam, ergänzt das Anne Frank Haus (das man übrigens auch unbedingt mindestens einmal im Leben besuchen sollte) perfekt. Am 10. März 2024 fand die offizielle Neueröffnung des Museums statt.

Holocaust und Judenverfolgung in den Niederlanden

Das Nationale Holocaustmuseum in Amsterdam befasst sich ausschließlich mit dem Thema des Holocausts in den Niederlanden. Es befindet sich in dem Gebäude einer ehemaligen Hochschule gegenüber dem holländischen Theater (de Hollandsche Schouwburg) im historischen jüdischen Viertel Amsterdams (Joods Cultureel Kwartier). Das Nationale Holocaust-Museum ist das erste und einzige Museum, das die Geschichte der Judenverfolgung in den Niederlanden erzählt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden rund 102.000 jüdische Niederländerinnen und Niederländer von deutschen Nationalsozialisten ermordet. Im Verhältnis wurden damit in den Niederlanden so viele Juden ermordet wie in keinem anderen westeuropäischen Land. Während der Judenverfolgung unter der deutschen Besatzung der Niederlande retteten mutige Menschen erfolgreich mehr als 600 jüdische Kinder.

Walter Süskind: Wie ein deutscher Jude in Amsterdam 600 Kinder rettete

Im Oktober 1942 wurde auf Initiative des deutschen Juden und Direktors der Hollandsche Schouwburg, Walter Süskind, in einer ehemaligen Tora-Schule ein jüdisches Kinderhaus im Widerstand aktiv.
In den Jahren 1942 und 1943 benutzten die Deutschen de Hollandsche Schouwburg als Sammelstelle für jüdische Männer, Frauen und Kinder, die von dort aus in das Lager Westerbork gebracht werden sollten. Da in diesem Theater nicht genug Platz für alle war, wurden die Kinder – getrennt von den Eltern – im Kinderhaus untergebracht.

Im Januar 1943 war die Kinderstätte überfüllt. Mitarbeiter baten den Direktor der Kweekschool (Pädagogische Hochschule), ob einige Kinder ihren Mittagsschlaf in der Schule halten durften. Diese Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen führten dazu, dass die Kweekschool und das Kinderhaus 1943 zu den wichtigsten Kinderrettungsstellen wurde.

Kinderschmuggel

Mit Hilfe Walter Süskinds ließen Mitarbeiter die Angaben vieler jüdischer Kinder aus der Kartei der Deutschen verschwinden. Anschließend schmuggelte man die Kinder über die Kweekschool aus dem Haus: Fleißiger Helfer versteckten die Kinder in Taschen, Koffern oder zwischen der Schmutzwäsche. Manchmal gingen sie auch einfach zu Fuß, wenn die Bewacher es nicht merkten. Eltern wurden mit in Decken gewickelten Strohpuppen ausgestattet, um ein Baby vorzutäuschen. Die Kinder wurden anschließend bei Pflegefamilien in Sicherheit gebracht.

Walter Süskind gelang es gemeinsam mit Mitarbeitern des Jüdischen Rates und  Widerstandsgruppen mehr als 600 Kinder vor der Deportation zu retten.

Zum Erfolg der Rettungen trug die Lage der Schule gegenüber des holländischen Theaters (Schouwburg) bei. Vor dem Theater befand sich nämlich eine Straßenbahnhaltestelle. Wenn die Straßenbahn hielt und die Sicht versperrte, rannten die Mitarbeiter mit einem Kind an der Hand neben der Straßenbahn her und stiegen an der folgenden Haltestelle ein. Obwohl die Straßenbahnfahrer und die Passagiere dies sahen und wussten, woher die Kinder kamen, wurden sie nie verraten.

Historischer Schauplatz

Was das Holocaustmuseum in Amsterdam einzigartig macht ist der Standort: ein tatsächlicher historischer Schauplatz des Geschehens.

Seit Mai 2016 beherbergt die ehemalige Kweekschool bereits das Nationaal Holocaust Museum. Im Erdgeschoss des Gebäudes zeigte das Museum Ausstellungen und es fanden regelmäßig Vorträge, Symposien und Gedenkfeiern statt. Auf den übrigen Etagen des Museums befanden sich Kunstateliers von Künstlern, viele mit Flüchtlingshintergrund. Das Museum zeigte zur Eröffnung 2016 die Ausstellung „Der Untergang des Abraham Reiss“ des niederländischen Künstlers und Schauspielers Jeroen Krabbé. Die Ausstellung befasste sich mit der Geschichte seines Großvaters.

Man wollte das Museum jedoch zu einer festen Übersichtsausstellung über Juden während des Holocaust in den Niederlanden mit einer möglichst umfassenden Darstellung der Ereignisse von 1930 bis 1945 ausbauen.  Der Ausbau des Museums wurde Anfang dieses Jahres fertiggestellt und übrigens von Deutschland und Österreich finanziell unterstützt.

 Eröffnung des Museums und Gaza-Proteste

Funkelnagelneu: König Willem-Alexander eröffnete dieses erste offizielle Holocaustmuseum Anfang dieses Jahres in der Portugiesischen Synagoge in Amsterdam. Hierbei war der israelische Staatspräsident anwesend. Bei der Eröffnung des Museums protestierten deshalb mehr als 1.000 Menschen gegen seine Anwesenheit und gegen die Angriffe auf die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen, wobei Israel Massenmord vorgeworfen wurde. Es kam dabei zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei.

Die Ausstellung

Mit mehr als 400 Objekten, Fotos, Filmen sowie Installationen erzählt das Museum die Geschichte der systematischen Verfolgung, die sich vor den Augen der niederländischen Bürger vollzog. Ein Raum ist von oben bis unten tapeziert mit den Rassengesetzen und Verordnungen über den Ausschluss der Juden. In einer Vitrine stehen Schuhkartons mit den Karteikarten. Auf ihnen sind die Namen und Adressen aller damals registrierten 160.000 Juden in den Niederlanden aufgelistet sind. Übereifrige Beamte konnten den Nazis mit diesem System alle wichtigen persönlichen Angabe für die Deportation erteilen.

Es waren Menschen

Als Gegenstück zeigt das Museum auch persönliche Objekte einzelner Opfer. Eine Puderdose, ein Kinderkleidchen, der Pinsel-Halter eines Malers. Hiermit werden die Opfer menschlich. Einfach unvorstellbar, dass das alles wirklich passiert ist. Hier wird einem deutlich, dass es sich um echte Menschen handelte!

Auch zehn ausgestellte Knöpfe machen den Schrecken des Massenmordes anschaulich. Man fand die Knöpfe im deutschen Vernichtungslager Sobibor im damals besetzten Polen, wo schätzungsweise 34.000 niederländische Juden ihr Leben ließen. Der Knopf symbolisiert eines der letzten Objekte, die die Menschen berührten, bevor sie sich unter Zwang ausziehen und anschließend zur Gaskammer führen lassen mussten.

Weitere Informationen und Ticketpreise zum Holocaustmuseum in Amsterdam findest du auf der Webseite.

Mehr Sehenswertes im Jüdischen Viertel von Amsterdam

Unmittelbar in der Nähe des Museums befinden sich im jüdischen Viertel auch das Widerstandsmuseum (Verzetsmuseum), das jüdische Museum (Joods Museum). Ihr findet dort auch die portugiesische Synagoge und das holländische Theater.

Da es sich lohnt, etwas länger in dieser schönen Region zu bleiben, findest du hier unsere schönsten Unterkünfte in der Nähe von Amsterdam:

Lies auch gerne den Blog zur Dodenherdenking und zum Befreiungstag.
 

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