Leuchtturm Texel

118 Treppenstufen als Wendeltreppe… kein Lift … 6 Stockwerke. Ich komme mir vor wie Edmund Hilleray bei der Erstbesteigung des Mont Everest.

In 45 Meter Höhe erwartet mich ein traumhafter Panoramablick über Nordsee und Waddenzee, den nördlichen Teil der Insel und die Nachbarinsel Vlieland.

Der Bau des Leuchtturms 1863 war lebenswichtig, da die Gewässer um Texel (spricht sich: Tessel) für die Schifffahrt äußerst gefährlich sind und jedes Jahr etliche Schiffe untergingen. 

Geschichte von Texel im 2. Weltkrieg

Also eine ganz klassische Geschichte eines Leuchtturms. Bis ich beim Abstieg etwas im 4. Stock entdecke. Bei einem Blick auf den inneren Turm sehe ich etliche Einschusslöcher.  Ein Leuchtturm mit Einschusslöchern … vor meinem geistigen Auge sehe ich Kampfflugzeuge mit waghalsigen Flugmanövern im orkanartigen Sturm, die um den Turm kreisen.

Was ich bis dahin nicht weiß, ist, dass meine fiktive Vorstellung sehr nahe an die Realität herankommt.

April 1945 tobte ein richtiger Guerillakrieg am Turm. Die Deutschen hatten mit dem Leuchtturm und einem Bunkerkomplex eine Verteidigungsstellung im deutschen Atlantikwall. Mit Kriegsgefangenen aus Georgien wurde der Leuchtturm und die Bunker besetzt. Die Georgier beschlossen zusammen mit den Alliierten ihre Besatzer auszuschalten. Das gelang kurzfristig und die Georgier erklärten Texel als befreit. Aber die Deutschen schlugen zurück. Vom Festland kamen Truppen und schweres Geschütz. Es brach ein regelrechter Guerillakrieg auf der Insel aus. Die Meuterei kostete viele Menschenleben, allein 50 Tote wurden im Turm gefunden.
Dieser Leuchtturm hat eine schreckliche Vergangenheit…

Der Leuchtturm wurde dabei sehr stark beschädigt.
Er war eigentlich dem Abriss geweiht. Man entschied sich dennoch, den Turm nach dem Krieg nicht abzureißen. Es wurde beschlossen, eine neue, runde Mauer darum herum zu bauen.  So kommt es, dass es einen historischen ‚Innenturm‘ gibt.

Heute ist der Leuchtturm mit dem Namen ‚Eierland‘ das Wahrzeichen von Texel. Für 5,- € kann man die herrliche Aussicht genießen.
Vergessen sollte man aber auf keinen Fall die tragische Rolle, die der Turm im 2. Weltkrieg spielte.

In Gedanken an diese dunkle Zeit seiner Geschichte,  sage ich stumm: „Tot ziens“ und bei einem Blick zurück sehe ich im Sonnenlicht einen stolzen, großen, roten Leuchtturm, der trotzig jedem Wetter entgegen, an der nördlichsten Spitze von Texel, sicher noch viele Jahrzehnte stehen wird.

Einen Blick auf den interaktiven Leuchtturm von Texel finden Sie hier.

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Leuchtturm von Noordwijk aan Zee

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