Worauf hab ich mich nur eingelassen? Ohne zu Überlegen habe ich zugesagt und versprochen, dass ich ein Kochbuch schreibe. Ein Kochbuch mit holländischen Rezepten. Da fallen mir natürlich gleich die Gerichte ein, die meine Oma aus Rotterdam immer gemacht hat. Bei ihr hatte jeder Wochentag seine eigene Mahlzeit. Meine Oma sagte immer: ‚Am Samstag wird nie warm gegessen.‘ Tatsächlich halten es viele Familien bei dieser Tradition. Es gibt noch mehr nationale Gebräuche und Gewohnheiten.
Gesund und günstig
Die niederländische Küche – wie man richtigerweise sagen sollte – ist eine sehr einfache Küche mit als Hauptbestandteil, dem holländischen Gemüse. Fleisch gibt es abgewogen auf nicht mehr als 100 g pro Person. Man kocht gesund, günstig und ordentlich.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts gingen junge Mädchen nach der Grundschule auf eine Haushaltsschule. Dort wurden sie auf die Pflichten einer Hausfrau vorbereitet. Diese Schulen hatten alle ihr eigenes Kochbuch mit Rezepten herausgegeben, die den traditionellen Werten entsprachen: Gesund und günstig. Dass Niederländer gern Süßes essen, ist bekannt. Es liegt wohl an der Menge, dass Niederländer nicht unbedingt ungesünder leben. Die Kuchenstückchen sind im Verhältnis zu deutschen Torten sehr klein und man bekommt auch höchstens ein Stückchen – selbst an runden Geburtstagen und großen Feiern. Mit viel Glück zwei, aber meist wird zur zweiten Tasse Kaffee eine Praline gereicht.
Tradition in meiner Familie
Wenn ich meiner Oma glauben sollte, gab es in allen holländischen Familien nur am Sonntag Kartoffeln, Gemüse und Fleisch. Am Montag gab es Reste, eventuell mit Bratkartoffeln. Dienstags gab es Pfannkuchen, und am Mittwoch wieder Kartoffeln und Gemüse mit Gehacktes. Metzger nutzen diesen als echten Werbeslogan: ‚Woensdag – gehaktdag‚. Zu Deutsch: Mittwoch – Hackfleischtag.
Am Donnerstag gab es wieder Kartoffeln und Gemüse und am Freitag Pommes. Samstags wurde nicht gekocht. Samstags aßen wir bei Oma nur Brot mit Aufschnitt und Käse und natürlich allen möglichen süßen Brotbelägen.
Das Kochen habe ich ganz eindeutig nicht von meiner holländischen Oma gelernt. Dagegen war mir meine Schwiegermutter aus Brabant eine wirklich gute Meisterin. Sie war vor ihrer Heirat schließlich Schulleiterin auf einer dieser Haushaltsschulen. Ich habe von ihr auch vieles abgeschaut.
Was kommt in ein holländisches Kochbuch?
Diese ersten ernsthaften Überlegungen machen es mir nicht einfacher, zu entscheiden, was in ein Kochbuch mit ausschließlich holländischen Rezepten rein muss. Das erste Buch, das ich mir bei meiner Schwiegermutter ausleihe, hat den Titel: ‚Van hete bliksem tot bitterballen‚. Bitterballen dürften bekannt sein; ‚hete bliksem‚ heißt auf Deutsch: Heißer Blitz und besteht aus Kartoffeln und Äpfeln. Sehr lecker, wenn man es mit Speck und geschmorten Zwiebeln serviert. Darüberhinaus kennt die holländische Küche sehr viele Gerichte, die ihren Ursprung in den ehemaligen Kolonien des Landes habe, sowie Indonesien. Dort verwendet man viele herrlich duftende Gewürze, die dem Reis die besondere Note verleihen.
Eines meiner Lieblingsrezepte hat es nicht geschafft, im Kochbuch veröffentlich zu werden, meine Erbsensuppe. Ich habe nicht einmal ein vernünftiges Rezept dafür, denn Erbsensuppe mache ich nach dem Prinzip: mal Daumen. Was Sie dazu brauchen, sind: Schälerbsen, Kartoffeln. Möhren, Zwiebeln und eventuell Lauch oder Sellerie. Dünsten Sie das kleingeschnittene Gemüse in ausreichend guter Butter leicht bis es ordentlich Röstspuren bekommt. Dazu gebe ich immer genügend Lorbeerblätter, Salz und Pfeffer und Majoran. Manche sagen auch Oregano. Löschen Sie das ganze ab mit anderthalb Liter Wasser oder einer Fleisch- oder Gemüsebrühe. Es darf ruhig zischen im Topf. Das löst die karamellartige Substanz vom Boden. Geben Sie dann die Schälerbsen dazu und nach Belieben, Bauchspeck oder Kassler. Kochen sollte das ganze dann 1 Stunde. Wenn man das Gemüse lieber bissfest möchte, nimmt man es vor dem Ablöschen heraus und stellt es beiseite. Es darf dann die letzten 10 – 20 Minuten mit kochen. Abhängig von der Garzeit. Vor dem Servieren schmecken Sie das Ganze noch einmal ab.
Hier in Holland wird Erbsensuppe auch gerne mit ‚Rookworst‚ gegessen. Die sollte man sich beim nächsten Holland-Urlaub unbedingt mitnehmen. Die findet man entweder abgepackt im Supermarkt oder bei HEMA. Da gibt es sie offen in einer Papiertüte. Einfach nur köstlich.
Eet smakelijk!
P.S. Was ist Ihr holländisches Lieblingsgericht? Teilen Sie uns das mit und vielleicht erscheint es im nächsten Kochbuch. Das erste ist veröffentlicht. Lecker NL!