Appeltaart mit Sahne

‚Appeltaart‘ oder Sahnetorte?

Ganz klar: ‚Appeltaart‘ fehlt auf keiner Familienfeier in Holland. Genauso wenig wie die Sahnetorte. Das ist wie bei den Deutschen nicht anders. Aber: Das Feiern an sich, da hat der Holländer und die Holländerin eine ganz eigene Tradition. Werde ich zu einem Geburtstag eingeladen dann stelle ich meistens die Frage: „Morgens, mittags oder abends?“

Feiern in Holland

Ja, zu vielen Geburtstagen werde ich morgens gegen halb 11 erwartet. Das ist die Zeit, an der man in Holland seine erste Tasse Kaffee trinkt. Zur Feier des Tages gibt es natürlich Kuchen. Im Gegensatz zu Geburtstagen in Deutschland sitzen die Gäste im Stuhlkreis im Wohnzimmer. Die Gastgeberin reicht der Reihe nach die Tassen Kaffe herum. Bei den kleine Wohnzimmern in der Niederlande ist das schon ein herausforderndes Unternehmen. Zucker und Milch steht dann auf dem Wohnzimmertisch und jeder bedient sich nach Belieben. Daraufhin kommt natürlich die Frage, für welches Stück Kuchen man sich entscheidet: „Appeltaart, Sahnetorte, Obstkuchen, usw…?“

Die Gastgeberin verschwindet für einen Moment in die Küche und kommt zurück mit einem großen Tablet und reicht die Stücke wieder herum. Wer dies zum ersten Mal mitmacht, glaubt wahrscheinlich, dass es die Kuchenteller und Gabeln aus dem Puppenhaus sind. Alles ist hier viel kleiner, auch das Stückchen Kuchen. Aus meiner innig geliebten Donauwelle – nach deutschem Rezept – schneide ich hier locker 36 Stückchen. Laut Rezept sind es gerade mal 16 Stücke.

2. Runde

Danach kommt die zweite Runde Kaffee. Selbstverständlich wird auch Tee angeboten. Keine Frage. Dafür verschwindet die Gastgeberin wie selbstverständlich wieder in die Küche und verteilt auf Wunsch Kaffee oder Tee.

Nach einem weiteren Gang in die Küche kommt sie diesmal mit einer kleinen Schale mit Pralinen zurück. Diese werden hier ‚Bonbons‘ genannt. Diese Schale wird rumgereicht, wahrscheinlich um ihr einen weiteren Spießrutenlauf durch ihr eigenes Wohnzimmer zu ersparen. Ist die Schale mit Bonbons wieder in Händen der Gastgeberin, versteckt sie diese ganz schnell wieder in der Küche.

Nachmittags wiederholt sich diese Prozedur. Allerdings trinken die meisten dann Tee. Gegen 8 Uhr abends nochmals. Meist wieder mit Kaffee.

Die Gastgeberin hat dann abends einige Runden hinter sich, wenn sie der Reihe nach auch wieder alle Kaffeetassen und Kuchenteller eingesammelt hat. Ganz klar wird sie natürlich auch oft unterstützt durch Partner und Kinder.

Auffallend ist zudem, dass alle weiblichen Gäste ihre Handtasche neben sich auf den Boden stellen, vielleicht um sie zur Sicherheit immer im Auge zu haben.

Deutsche und holländische Tradition vereint in ‚Appeltaart‘

Ich weigere mich ja schon lange, um die Geburtstage meiner Familie auf diese Art zu feiern. Obwohl wir gerne im Wohnzimmer feiern, stelle ich meine selbst gebackenen Kuchen und die Kanne Kaffee oder Tee gerne auf den Esstisch, um unseren Gästen die Möglichkeit zu geben, selber noch ein zweites Stück zu nehmen. Und sie tun es alle!

So vereine ich die holländische Tradition gerne mit der deutschen und erspare mir die Lauferei. Schließlich will ich auch ein bisschen mitfeiern. Die Arbeit mache ich gerne vorher, wenn es darum geht mir zu überlegen, welche Kuchen ich backen soll. Nebst der Donauwelle sind der Rotweinkuchen, die Rumbombe, der Kirschenplotzer und der Käsekuchen meine absoluten Klassiker.

Es hat ganz lange gedauert, bis ich mich an diese traditionellen ‚Appeltaart‘ gewagt habe. Meistens bringt ihn meine Schwiegermutter mit. Sie war Schulleiterin an einer Hauswirtschaftschule für Mädchen und unterrichtete Kochen und Backen. Es spricht für sich, dass sie unheimlich gut kochen und backen kann.

Aber auch meine Appeltaart ist, wie man auf dem Bild sehen kann, gelungen. Lasst euch von diesem raffinierten Rezept überraschen.

Zutaten für ‚Appeltaart‘

Für den Teig

350 g Mehl
2 TL Backpulver
½ Zitrone, Schale
¼ TL Salz
1 TL Vanillezucker
175 g Zucker
½ Ei
250 g Butter

Für die Füllung

75 g gerieben Mandeln
75 g Zucker
½ – 1 Ei, geschlagen
5 bis 6 große Elstar oder Jonagolds, geschält und kleine Stücke geschnitten
2 TL Zimt
3 EL Puddingpulver
2-4 EL weißer oder brauner Puderzucker
60 g Rosinen

Butter zum Einfetten
½ Ei, geschlagen
100 g Aprikosenmarmelade

Zubereitung

Gib alle Zutaten für den Teig in eine Schüssel und knete (nicht zu lange) zu einem homogenen Teig. Wickel den Teig in Plastikfolie um ihn dann mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen zu lassen.

Erhitze den Backofen auf 180° C (Ober- und Unterhitze) vor. Fette eine Springform (24 cm) mit Butter ein und lege den Boden mit einem Stück Backpapier aus. Knete en Teig kurz durch und rolle ¾ davon auf circa 4 Millimeter dick aus. Decke damit den Boden und die Seite der Federform ab.

Mische die Mandeln mit dem Zucker und dem Ei. Verteile die Masse gleichmäßig auf dem Mürbeteig. Gib die Apfelschnitze in eine Schüssel und mische mit Zimt, Puddingpulver und Puderzucker. Wenn alles gut vermischt ist, füge die Rosinen hinzu und gib die Apfelfüllung in die Kuchenform. Drücke die Apfelfüllung mit der Hand gut an. Rolle den restlichen Teig aus und lege den in Fäden geschnittenen Teig rautenförmig über den Kuchen. Bestreiche den Teig mit dem geschlagenen Ei und backe den Apfelkuchen in 65 bis 80 Minuten goldbraun. Wenn der Backofen die Funktion ‚Nur Unterhitze“ hat, verwende diese für die letzten zehn Minuten, damit der Boden wirklich gut gar ist. Wenn die Oberseite des Kuchens zu dunkel wird, bedecke ihn mit einem Stück Aluminiumfolie.

Lass den Kuchen, vor dem Entfernen der Springform, vollständig abkühlen. Gib die Aprikosenmarmelade in einen Topf und erhitze unter ständigem Rühren. Bestreiche damit den abgekühlten Apfelkuchen für einen schönen Glanz. ‚Appeltaart‘ sollte natürlich immer mit geschlagener Sahne serviert werden. Nicht erschrecken, denn die wird in Holland immer gesüßt.

Die ‚Appeltaart‘ hat es leider nicht geschafft, einen Platz im Kochbuch zu bekommen.

Schaut Euch ruhig an, wie das Kochbuch entstanden ist und warum es ein Kindheitstraum ist, mal ein eigenes Kochbuch herrauszugeben.

Ich würd mich über Kommentare, die Ihr hier unten reinstellen könnt, total freuen. Schickt mir doch Eure Foto, welche ich hier dann gerne veröffentlichen.

4 thoughts on “Einmal ‚Appeltaart‘ mit Sahne, bitte!

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    Ich bin begeistert! Endlich Neues und Nützliches oder auch nur Wissenswertes aus Noordwijk und Umgebung! Ich freue mich schon auf unseren nächsten Besuch!

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    Würdest Du mir bitte ein Stück nach Deutschland schicken ? 😉

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      Das wäre doch wunderbar, wenn wir Torten, Erbsensuppe oder einfach nur Urlaub nach Deutschland verschicken könnten. Vor allem in dieser Zeit. Danke für’s Lesen und den Kommentar.

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