Kindheitstraum: mein Kochbuch

Wenn ich mir bewust werden, dass ich vor mehr als 30 Jahren Abitur gemacht habe, fange ich an mich richtig alt zu fühlen. Nach der Mittleren Reife – Was für ein Ausdruck? – habe ich mich entschieden auf einem ernährungswissenschaftlichen Gymnasium mein Abitur zu machen. Ernährungslehre war Hauptfach. Dass das Schulbuch immer noch in meinem Küchenschrank steht, zeigt, dass es Spaß gemacht hat und ich dort viel gelernt habe. Es ging dort im übertragenden Sinne ‚an’s Eingemachte‘. Da wurde nur so gerechnet mit Kohlehydrate, Eiweiß und Fetten. Meine Liebe für Leckeres und vor allem Gesundes beginnt hier, mit einem Kindheitstraum.

Traditioneller Anfang

Mein Schulweg führt mich mit der Bahn nach Freiburg und dann mit der Straßenbahn zur Schwabentorbrücke, genau da wo damals noch der Eingang zur Ganter Brauerei war. Meistens treffe ich unterwegs meine Klassenkameradinnen mit denen ich noch zwei Stops nehme: der erste beim Bäcker für ein Mohrenkopfweckle, der zweite am Hilda-Laden, einem kleinen urigen Ökoladen mit herrlichen frischen und gesunden Produkten.

Ab jetzt gehören Fertigprodukte der Vergangenheit an. Maggi, Knorr, Oetker, Instant… bei all diesen Begriffen reagiere ich allergisch. Ich lerne alles über Lebensmittel mit versteckten Fetten, verstecktem Zucker und dass Süßstoff noch schlechter ist für den Körper als ein bisschen Zucker.

Ein wunderbares Beispiel dafür ist mein Favorit: Donauwelle. Viele in meiner Familie und meinem Freundeskreis lieben sie. Ich habe mein ganz eigenes Rezept draus gemacht, mit weniger Zucker als häufig angegeben, extra Kirschen und einer Glasur aus Schokolade und Kokosfett.

Alles ist Energie

Es ist die Ernährungsweise der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) mit circa 15 Jahren noch mehr inspiriert als die traditionelle Küche. Eine Freundin meiner Mutter waar TCM-Therapeutin. Sie erzählte mir von dem Motto: Alles ist Energie! Während meiner Yogalehrer-Ausbildung wird mir genau das mehr und mehr bewust: Bei dieser Form von Energie geht es nicht um die Energie, die wir in Europa kennen als die Kalorien und Joules, die in unseren Nahrungsmitteln steckt. Nein, diese Energie ist die, die man mit der Wärmezufuhr vergleichen kann. Gute Beispiele aus der traditionellen Küche sind Gulasch und Erbsensuppe, die oft am nächsten Tag noch besser schmecken. Keine Frage, auch hier kennt man diese Theorie.

Eine etwas andere Form von Energie besteht aus dem Rühren im Topf. Ich merke gleich, dass ich das direkt erklären sollte: Die Energie, die das Rühren kostet – rein körperlich – verfliegt nicht einfach, sondern landet im Topf, genau so wie die Wärmezufuhr. Es ist eine Theorie, die den meisten vielleicht befremdet. Ja, im Westen ist dies weniger bekannt als im alten China und in Indien, wo die Wiege des Ayurveda steht.

Meinen Kindheitstraum leben

Die TCM birgt noch einen anderen wichtigen Aspekt in sich, von dem wir absolut profitieren sollten: Lebensmittel leben! Sonst hießen sie schließlich nicht ‚Lebensmittel‘. Und: Wir leben durch Lebensmittel! 

Dass Fertigprodukte und alles was aus der Fabrik kommt, nur noch wenig met Leben zu tun hat, spricht für sich. Das hatte ich bereits am ernährungswissenschaftlichen Gymnasium gelernt. Dabei wußte unsere Lehrerin begreiflicherweise nichts von TCM und Ayurveda. Frau Ruetz sagte wohl immer: „Wir essen, um zu leben; wir leben nicht, um zu essen!“ Was wohl dem Prinzip aus dem Osten sehr nahe kommt.

All‘ diese Erkenntnisse führen dazu, dass ich immer mit viel Spaß in der Küche stehe und immer wieder gern auch für große Gruppen koche. Ob für 10, 20, 40 oder 90 Leute, ist mir gleich. Ich koche gern und ebenso gern rede ich übers Kochen. Im PeOos-Kochbuch kann ich beides vereinen. Somit ist mein Kindheitstraum Wirklichkeit geworden.

Ich freue mich über jeden Kommentar. Ich werde sie alle persönlich beantworten.

2 thoughts on “Kindheitstraum

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    Mein „Kindheitstraum“ in Bezug auf Holland begann 1970, da wurde ich als junger Soldat in das NATO-Hauptquartier AFCENT (Allied Forces Central Europe) nach Brunssum versetzt. Raus aus dem deutschen Kasernenalltag begann, zumindest kulinarisch, ein neues Leben: breakfast in amerikanischer Manier, mit Spiegelei, Schinken und Bratkartoffeln, jeder Menge Kaffee und allem weiteren, was die von den Amerikanern geführte Küche anzubieten in der Lage war.
    Und außerhalb des camps lernte ich die holländischen Spezialitäten kennen: an einem Stand auf dem Brunsummer Marktplatz gab es die besten Bitterbollen, Fricandelen (damals wusste ich noch nicht, was da alles drin ist), Vleeskroketten usw.
    Die meisten der Niederländer tolerierten das Militär, waren freundlich und hilfsbereit und hatten (vor über 50 Jahren!) auch nicht gegen Deutsche. Manche Ablehnung aufgrund meiner deutschen Herkunft habe ich erst viele Jahre später erfahren, als ich, so um 2000 herum als Tourist in den Niederlanden war.
    Ich mag „die Holländer“!

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      Das ist ja mal eine ganz andere Sichtweise, als meine, mit Oma in Holland und als Wahlholländerin… Schöne Gegend, übringens: die Veluwe. Wusste gar nicht, dass auch Deutsche in Holland stationiert waren. Ich glaube die Ablehnung gegen Deutsche bemerkt man nur als Deutscher Tourist. Ich selber habe sie nie erlebt. Aber dafür spreche ich vielleicht zu gut Niederländisch, dass die meisten nicht merken, dass ich aus Deutschland kommen. 😉

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