Was ist denn da oben am Himmel los? Wie ein Schwarm großer fliegender Insekten sieht es aus, wenn man nach oben schaut. Jetzt erkenne ich erst, was es sind: Tausende Fallschirmspringer springen aus großen Militärflugzeugen und ihre Fallschirme schweben sanft am blauen Himmel über der riesigen Ginkelsen Heide. Immer neue Flugzeuge brummen heran und spucken Fallschirmjäger aus, Hunderte! Ein einzigartiges Schauspiel und Fotomotiv! Aber warum tummeln sich hier und heute zehntausende Besucher auf der ansonsten so ruhigen Heide?
Obwohl alle wissen, dass ich kein großer Sportfanatiker bin, sind Fußballspiele zwischen Deutschland und Holland immer ein gefundenes Fressen für meine Bekannte. „Bist du für Holland oder für Deutschland?“ Auf diese Frage brauche ich nicht lang zu warten. Aus irgendeiner Ecke kommt sie immer. Komischerweise ist mir das bei Formel 1-Rennen noch nie passiert. Obwohl ich zu meiner Schande sagen muss, dass ich nicht mal weiß, ob im Augenblick ein deutscher Rennfahrer im Rennen ist. Doch ich möchte jetzt gar nicht eingehen auf den Sport in dem Holland im letzten Jahr Weltmeister wurde.
Ich stelle euch vier Sportarten vor, von denen Holland in drei Sportarten Weltmeister ist: Fierljeppen, klootschieten, beugelen und sjoelen. Einige dieser Sportarten sind im Norden Deutschlands und anderen europäischen Ländern genauso bekannt.
Schulkreide, Schnecken, Kätzchen, Salmiakkügelchen, Knöterich, Würfel, Dreifach gesalzene, Sirup, Hagel, Barren, Münzen, Rollen, Schnüre, Pulver und so weiter und so fort. Läuft auch Ihnen bereits das Wasser im Munde zusammen? Oder möchten Sie vor lauter Abneigung gar nicht erst weiterlesen?
Da sitze ich nun in einem Kreis der Familie von Frederike. Es ist das Jahr 1997 im Juni, 19:30 Uhr und ich habe die Ehre zu einem Geburtstag eingeladen zu sein und erlebe einen wahren Kulturschock. Mein Mann ist auch dabei, der ja Holländer ist. Was jetzt passiert ist für ihn völlig normal. Nur ich sitze da und staune. Na, Staunen ist gar nicht das richtige Wort, eher bin ich überrascht. Da ist Holland gleich um die Ecke und dann gibt es da doch so viele Unterschiede im Zusammenleben.
Die Geschichte der holländischen Köstlichkeit: ‚oliebol‘
Meinen Freunden in Deutschland kann ich keine größere Freude machen zu Silvester als ‚oliebollen‘, eine holländische Köstlichkeit, zu backen. Tatsächlich backe ich sie nicht, sondern frittiere sie. In Holland sagt man einfach ‚oliebollen bakken‘, was eine Tradition ist, die bis ins Mittelalter zurückgeht – eventuell sogar noch weit davor. Wahrscheinlich war der ‚oliebol‘ eine der Gaben, die die Bataven zu Beginn unseres Kalenders ihren Göttern zum Jahresende opferten, um sie zufrieden zu stellen.
Durch seinen hohen Fettanteil und den damit verbundenen kalorischen Wert beschützte der ‚oliebol‘ im Winter vor Kälte. Im späten Mittelalter war es Tradition, um ärmere Mitbürger zu Neujahr mit einem ‚oliebol‘ zu beglückwünschen.
Allerdings backte man derzeit eher flache ‚oliekoeken‘, wozu man meist Rapsöl verwendete. Erst als zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als man durch die verbesserte Wirtschaft, mehr und hochwertigeres Olivenöl in den Niederlanden erhielt, bekamen sie ihre runde Form und wurden sie zu ‚oliebollen‘.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sie in den Niederlanden zur Silvestertradition, wobei man sie auch das ganze Jahr über auf Jahrmärkten oder an den Marktständen in großen Städten finden kann.
„Schau, dort kommt das Dampfschiff aus Spanien schon an,
es bringt uns den Sinterklaas, das Fest fängt bald an.“ *
Es ist fast soweit. Sinterklaas kommt in den Niederlanden an. Die Ankunft des niederländischen Nikolaus mit rotem Mantel und weißem Bart und zweifellos der berühmteste und bei Kindern beliebteste Promi in den Niederlanden läutet jedes Jahr im November in Holland die Weihnachtszeit ein.
Das Traditionsfest Sinterklaas ist in den Niederlanden das Fest der Geschenke schlechthin und wichtiger als das Weihnachtsfest (obwohl der Weihnachtskonsum nach amerikanischem Vorbild aufrückt…).